ProCheck – Verifikation innerbetrieblicher Materialflussprozesse durch CPS-basiertes Process Mining

Hohe Variantenvielfalt, kleine Losgrößen und Flexibilität – mit Process Mining die Individualisierung der Produktion meistern

Process-Mining in der Produktion mithilfe von CPS
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Mit den zunehmenden Möglichkeiten durch Digitalisierungslösungen wachsen auch die Anforderungen, die Markt und Kunden an produzierende Unternehmen stellen: Wünsche beispielsweise nach der Herstellung mehrerer Produktvarianten in geringen Losgrößen, maximaler Flexibilität, Schnelligkeit, Effizienz oder garantierten Lieferzeiten setzen jedoch transparente und optimierte Materialflussprozesse voraus.

Mit zunehmender Individualisierung der Produktion steigt aber gerade die Komplexität des innerbetrieblichen Materialflusses, weil unterschiedlichste Aufgaben und Prozessschritte mitgedacht und integriert werden müssen. Eine effiziente Steuerung der Materialflussprozesse ist in diesem Kontext elementar. Dafür braucht es aber entsprechende Daten: viele Referenzprojekte zeigen jedoch, dass die betroffenen physischen Prozesse oftmals bei KMU nicht ausreichend in der digitalen Welt abgebildet sind – sie sind weder manuell noch informatorisch adäquat aufgenommen und hinterlegt. Zudem ist nur selten transparent, welche Prozesse zum aktuellen Zeitpunkt bereits tatsächlich ausgeführt sind bzw. in welchem Status sie sich befinden. In einem solchen Umfeld ist eine zeitnahe, individuelle und vielleicht sogar automatisierte Steuerung nicht möglich. Die Folge sind ineffiziente Prozessabläufe, Verzögerungen in der Produktion, ungenügende Auslastung der Ressourcen oder mangelnde Qualität des Produkts.

Das Ziel von ProCheck ist es daher, eine automatisierte und kontinuierliche Analyse, Optimierung und Überprüfung  von Materialflussprozessen in kleinteiligen Produktionsabläufen zu ermöglichen. Für die Analyse und Erfassung der Prozesse werden Process-Mining Verfahren genutzt. Der Fokus liegt dabei auf räumlich verteilte Verarbeitungs- oder Montageschritte individueller Aufträge.

 

 

Daten schaffen, Daten nutzen – Process Mining im Materialfluss

Die Innovation des Forschungsvorhabens:

In ProCheck werden Methoden des Process Mining auch für physische Materialflussprozesse nutzbar gemacht. Dabei sollen physische in informatorische Prozesse umgewandelt werden. Process Mining umschreibt Analyse-Techniken, die das Erheben, Überprüfen und Optimieren von Prozessen anhand von Datenspuren, die bei der Prozessausführung in IT-Systemen entstehen, ermöglichen. Um diese Methoden für Materialflussprozesse einsetzen zu können, werden als Datenbasis prozesskennzeichnende Informationen über die tatsächlichen Prozessabläufe benötigt. Diese Datenbasis ist in den IT-Systemen jedoch für eine kleinteilige manuelle Produktion nicht vorhanden. Daher sollen Cyber-Physische Systeme (CPS) zur Erhebung von sensorischen Daten in den Prozessen genutzt werden, um über eine neuartige Datenverarbeitung die Datenbasis – so genannte Event-Logs – für Process Mining zu schaffen. Cyber-Physische Systeme sind Netzwerke kleiner mit Sensoren und Aktoren ausgestatteter Computer, die als sogenannte Eingebettete Systeme in Materialien, Gegenständen, Geräten und Maschinenteilen eingebaut und über das Internet miteinander verbunden werden. In einem derartigen Internet der Dinge verbinden sich die physische und die digitale Welt. Event-Logs sind digitale Spuren, die Prozesse bei ihrer Durchführung in IT-Systemen hinterlassen. CPS helfen somit in ProCheck, Event-Logs über Materialflussprozesse aus der Realität in den IT-Systemen abzubilden. Wissenschaftliches Ziel des Projekts ist es, sensorische Rohdaten durch den Einsatz von CPS direkt in der Produktionsumgebung zu erheben und aus den Rohdaten automatisiert prozesskennzeichnende Informationen als Event-Logs zu generieren. Darauf aufbauend sollen geeignete Process Mining-Verfahren für das Anwendungsfeld der Materialflussprozesse produzierender KMU zum Abgleich von Ist-Prozessausführungen mit Soll-Prozessmodellen – so genanntes Conformance Checking – entwickelt werden.

Mehr Transparenz, optimierte Prozesse, neue Geschäftsmodelle: Kundennutzen auf mehreren Ebenen

 

Die entstandenen Forschungsergebnisse können also auf mehreren Ebenen verwertet werden: Die generierten neuen Methoden, algorithmische Verfahren und Software-Komponenten zur Beobachtung und Optimierung von Materialflussprozessen mittels CPS-basiertem Process Mining können zum einen in produzierenden KMU angewendet werden und zum anderen von KMU aufgegriffen werden, um damit neue Software-, Hardware- oder Beratungsprodukte zu generieren. Der Nutzen ist klar: Durch den Einsatz von CPS-Technologien im Kombination mit neuartiger Sensordatenauswertung und dadurch möglicher Anwendung von geeigneten Process Mining-Techniken entsteht mehr Transparenz über tatsächliche Abläufe. Als Nutzen können hierdurch Einsparungen durch Effizienzsteigerungen erzielt werden, indem überflüssige Prozessschritte vermieden und Engpassstellen aufgedeckt werden. Weiterhin können durch eine bessere Steuerung der logistischen Prozesse der Energieverbrauch und Materialverlust reduziert werden.

Das Conformance Checking – der Abgleich des Soll-Prozessmodells mit der tatsächlichen Prozessausführung – ermöglicht es zudem, Compliance Verstöße im Prozess aufzudecken und in Zukunft zu vermeiden.

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