Trendforschung & Customer Insights-Analyse im DIY-Bereich

Einstellungserforschung: Wie denken, fühlen und handeln Konsumenten der FIMO-Modelliermasse?

© STAEDTLER

Für viele Unternehmen im Konsumgüterbereich bieten Online-Plattformen nicht nur die Möglichkeit mit Kunden in Interaktion zu treten, darüber hinaus stellen sie auch eine höchst dynamische Informationsquelle dar: Deren Analyse ermöglicht es, aktuelle und potenzielle Kunden in allen Lebensbereichen noch besser und persönlicher kennenzulernen sowie latente Bedürfnisse aufzudecken.

Auch die STAEDTLER Mars GmbH & Co. KG möchte mithilfe dieses Wissens Ihre Produkte und Services weiterentwickeln. Daher analysiert die Forschungsgruppe Future Engineering – eine Kooperation des Fraunhofer IIS und der TH Nürnberg Georg Simon Ohm – in diesem Projekt mehr als eine halbe Million öffentliche Online-Beiträge, um tiefgehende Customer Insights zu gewinnen und insbesondere die Entwicklung oder mögliche Verlagerung von Kundeninteressen auf der Basis von hochdynamischen Kommunikationsmedien zu untersuchen.

Ziel dieses Projektes ist es, die Stimmungen und Einstellungen von bestehenden und potenziellen Kunden zum Produkt FIMO – einer Modelliermasse als Kreativ- und DIY-Produkt für Kinder, Hobbykreative und professionelle Anwender – zu untersuchen und konsumentenorientiert konkrete Fragestellungen rund um die Bereiche »Denken«, »Fühlen« und »Handeln« zu beantworten. Auf Basis dieser Erkenntnisse können wichtige Entscheidungen zur Produkt- und Geschäftsfeldentwicklung getroffen werden.

Inhaltliche Textanalyse mithilfe von KI-gestützten Verfahren

Um die Einstellung der (potenziellen) Kundengruppen und Trends im DIY-Bereich zu erforschen, wird eine inhaltliche Textanalyse mit KI-gestützten Verfahren der Online-Beiträge durchgeführt. Hierdurch können wir konkrete Fragestellungen entlang der drei Dimensionen der Konsumenteneinstellung beantworten:

 

  1. Denken – Kognitive Komponente: Ist das Produkt bekannt? Welche Vor- und Nachteile werden identifiziert?

  2. Fühlen – Affektive Komponente: Welche Gefühle äußern die Nutzer gegenüber dem Produkt? Welche (Art von) Beiträge(n) gefallen ihnen? Was verbindet sie mit der Marke FIMO?

  3. Bereitschaft zum Handeln – Konative Komponente: Möchten Konsumenten das Produkt kaufen bzw. weiterempfehlen? Wie nutzen sie das Produkt?
 
© Fraunhofer IIS

Die Datenbasis (Online-Beiträge) bilden YouTube-Kommentare, Amazon-Rezessionen und Blogbeiträge, welche wertvolle Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelten von Konsumenten geben. Um die Fragen zu beantworten, kommen verschiedene Methoden des Natural Language Processing (NLP) zum Einsatz: Das Sprachmodell BERT, eine KI-Technologie, wird für die Textanalyse genutzt, um automatisch relevante Inhalte, basierend auf dem Kontext eines Wortes (»Embedding«) zu extrahieren und zu gruppieren. Die Sentiment-Analyse baut darauf auf und gibt Aufschluss darüber, welche Stimmungen in den extrahierten Fakten überwiegend vertreten sind. Topic Modeling wird ergänzend eingesetzt, um vorherrschende Themen innerhalb einer durch die Textanalyse erfassten Gruppierung (z. B. als positiv empfundene Produkteigenschaften) sichtbar zu machen. Ein »Topic« bezieht sich dabei auf eine Gruppe von Wörtern, die in einem Text besonders häufig im Zusammenhang genannt werden. 

Erkenntnisgewinn am Beispiel: »Was machen die Menschen mit FIMO?«

© Fraunhofer IIS

Um beispielsweise herauszufinden, in welchem Anwendungskontext Kunden FIMO nutzen, wurden aus der Datenbasis mittels der sprachmodellbasierten Textanalyse automatisiert diejenigen Beiträge extrahiert, in denen es um den Einsatz bzw. die Verwendung von Modelliermasse geht. Ein Cluster-Algorithmus fasst zu einem Anwendungskontext gehörende Textbeiträge zu »Topics« zusammen und gibt inhaltlichen Aufschluss darüber, zu welchen Themen und Motiven Kunden Artefakte aus Modelliermasse schaffen.

Next Steps: Übersetzung in handlungsfähige Ideen

Die gewonnenen Erkenntnisse sind somit für viele verschiedene unternehmerische Bereiche relevant und können mehrfach genutzt werden:
 

  1. Zielgruppenanalyse: Erkenntnisse bezüglich der Ziele und Motivationen sind essenziell, um den Bedürfnissen der bestehenden und potenziellen Kunden gerecht zu werden.

  2. Usability-Analyse: Produktspezifisches, zeitnahes Kundenfeedback ist entscheidend in einem agilen Entwicklungsprozess.

  3. Image Profiling: Durch die langfristige Beobachtung der Kundeneinstellungen können Schlussfolgerungen darüber entstehen, wie sich Konsumentenwahrnehmungen im Laufe der Zeit oder als Reaktion auf bestimmte Ereignisse entwickeln.

  4. Trend Detection: Das regelmäßige Screening der Nutzerkommentare ermöglicht es, Rückschlüsse auf wichtige Trends (z. B. im Umgang mit den Produkten) zu ziehen. Diesen Trends kann proaktiv mit Produktinnovationen und geeigneten Kommunikationsmaßnahmen begegnet werden.

Das könnte Sie auch interessieren

 

Datenbasierte Trend- und Szenarioforschung

Kontinuierlich Markt- und Technologietrends aus einer großen Menge unstrukturierter Informationen herausfiltern – mit Methoden, die auf Knopfdruck individuelle Analysen erlauben.

 

Trends in der urbanen Mobilität

Der Wandel hin zur Elektromobilität ist in vollem Gange, doch ist das nur ein Hype oder wird es sich langfristig durchsetzen? Dieser Frage nimmt sich die Arbeitsgruppe SCS zusammen mit der VAG und der N-Ergie im Projekt an und hilft mittels datenbasierter Trend- und Szenarioforschung die wichtigen Trends zu erkennen und strategische Entscheidungen zu bewerten.

 

Beitrag im Zukunftsmagazin InnoVisions

Semantic Web Unterstützung für Trendscouts und Marktforscher

 

Dem Internet sei Dank. Nie war es so einfach, sich über die Entwicklung von Technologien und Trends weltweit zu informieren. Doch ist das wirklich so? Die Flut an verfügbaren Dokumenten überfordert die Lese- und Analysekapazitäten, die Unternehmen, Institute und Einrichtungen dafür aufwenden können. Eine Forschergruppe will nun Trendvorhersagen auf Knopfdruck liefern. Semantic Web Technologien durchsuchen Webseiten, News-Feeds oder Social-Media-Kanäle und halten Ausschau nach dem, was wichtig sein könnte.