Forschungsprojekt zur Förderung intermodaler Verkehre in Randlagenregionen stellt Praxishandbuch mit den Projektergebnissen vor

Nachhaltigkeit im Fokus: Im Forschungsprojekt »ReVeLa« hat die Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS gemeinsam mit dem Forschungspartner Bagszas Industrial Logistics in den vergangenen drei Jahren untersucht, wie der Kombinierte Verkehr in Randlagen von Metropolregionen als umweltfreundlichere Transportalternative realisiert werden kann. Zum Projektabschluss wurden nun die Forschungsergebnisse präsentiert.

»ReVeLa – Entwicklung und Evaluierung einer regionalen Verladeplattform zur Nutzung von KV-Terminals in Randlagen von Metropolregionen«

Nachhaltigkeit ist eines der bedeutendsten Themen unserer Zeit. Vieles spricht dafür, Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Diese Verlagerung stößt in der Praxis jedoch schnell an die Grenzen der Umsetzbarkeit. Die Infrastruktur im Kombinierten Verkehr (KV) in wichtigen Metropolregionen, wie Schienennetze oder Terminals, ist bereits heute schon fast vollständig ausgelastet. Und die Terminals zu erweitern ist aufgrund knapper Flächen schwierig. Dagegen sind die Möglichkeiten des KVs in Randlagen von Metropolregionen in der Regel nicht ausgeschöpft.

Die besondere Problematik von Randlagenterminals stand in den vergangenen drei Jahren im Mittelpunkt des Projekts »ReVeLa – Entwicklung und Evaluierung einer regionalen Verladeplattform zur Nutzung von KV-Terminals in Randlagen von Metropolregionen« der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS in Zusammenarbeit mit Bagszas Industrial Logistics. Das Projekt setzt dabei an der nachhaltigen Gestaltung von KV durch Digitalisierung, der Förderung des Datenaustausches und der Steigerung der Attraktivität von Randlagen für den KV an.

Zum Hintergrund: Das Ökosystem KV ist komplex und unübersichtlich. Es hängt vom Zusammenspiel zahlreicher Akteure ab, unter anderem Verlader, Operateure, Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU), Speditionen und Reedern. Der Datenaustausch zwischen diesen Akteuren im Rahmen der Transporte im KV ist fragmentiert. Auch wenn einzelne Akteure Prozesse mit innovativen Ansätzen digitalisieren, handelt es sich fast immer um Insellösungen, die keine durchgehende Transparenz von Informationen bieten. Besonders schwer wiegt die untergeordnete Rolle des Terminals: Dieses ist im Auftrag des Spediteurs und Operateurs tätig, damit für den Verlader oft nicht sichtbar und wird somit auch nicht direkt nachgefragt. Dieser Effekt ist in Randlagen von Metropolregionen noch stärker ausgeprägt. Manchem Verlader erscheint der KV so verworren, dass er gar nicht erst versucht ihn zu nutzen. Bessere und leichter zugängliche Informationen könnten hier Abhilfe schaffen.

In »ReVeLa« wurde die notwendige Struktur des logistischen Angebots des KVs in der Randlage definiert. Im engen Austausch mit der Praxis untersuchten die Forschenden die Anforderungen aller KV-Akteure an eine Plattform zum Datenaustausch. Außerdem wurden für die wichtigsten KV-Akteure Handlungsfelder zur Steigerung der Attraktivität des KVs in Randlagen identifiziert. Akteursübergreifend sind die wichtigsten dieser Handlungsfelder die Stärkung des KV-Bewusstseins bei allen Beteiligten, die Erhöhung der Kooperationsbereitschaft untereinander und das digitale und plattformbasierte Teilen von Daten und Informationen.

Online-Präsentation der Forschungsergebnisse

Bei der digitalen Abschlussveranstaltung am 28. April 2022 stellten die Forschungspartner die Projektergebnisse sowie das erarbeitete Praxishandbuch »Plattformlösungen im Kombinierten Verkehr – Wie Randlagenregionen mit Daten gewinnen« vor.

Die Untersuchungen im Projekt »ReVeLa« fanden am Beispiel des Terminalstandorts Schweinfurt / Mainfranken statt, in enger Zusammenarbeit mit Praktikern vor Ort: Beteiligt waren Unternehmen aus dem Kreis der genannten KV-Akteure, regionale Organisationen und Verbände sowie diverse Informationsplattform-Anbieter.

Stellvertretend für die lokalen Partner kamen der Terminalbetreiber Translog Transport + Logistik GmbH und die IHK Würzburg-Schweinfurt zu Wort. Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe für Supply Chain Services des Fraunhofer IIS und Bagszas Industrial Logistics schilderten sie die Herausforderungen und Chancen sowie die entwickelten Lösungen und erste sichtbare Ergebnisse.

Im Fokus stand das vom Projektteam entwickelte, umsetzungsreife Lösungskonzept für eine Informationsplattform für KV in Randlagen. Das Konzept beinhaltet sowohl strategisch-taktische Aspekte wie beispielweise Möglichkeiten zum Kommunizieren der KV-Serviceangebote von Randlagenregionen als auch operative Aspekte wie Track&Trace-Funktionalitäten über die verschiedenen Abschnitte der intermodalen Transportkette mit integrierter Randlage. Das vorgestellte Praxishandbuch »Plattformlösungen im Kombinierten Verkehr – Wie Randlagenregionen mit Daten gewinnen« fasst das Lösungskonzept, die Herausforderungen und individuellen Handlungsempfehlungen für die Akteure des Kombinierten Verkehrs zur Steigerung der Attraktivität von Kombinierten Verkehren in Randlagenregionen zusammen.

Bei der Abschlussveranstaltung wurde weiterhin diskutiert, was die KV-Akteure zur Steigerung des Kombinierten Verkehrs in Randlagenregionen noch tun können und inwieweit die Projektergebnisse als Blaupause für andere Standorte in ähnlichen Randlagen dienen können. Das Lösungskonzept kann helfen, KV-Angebot und Nachfrage auch in anderen Randlagenregionen miteinander zu koppeln und so zu einer nachhaltigeren Verkehrsgestaltung beizutragen – vorausgesetzt der Informationsfluss über alle Akteure des Kombinierten Verkehrs hinweg wird transparent gestaltet und die entsprechenden infrastrukturellen Voraussetzungen sind vorhanden oder werden aufgebaut.

Praxishandbuch »Plattformlösungen im Kombinierten Verkehr – Wie Randlagenregionen mit Daten gewinnen«

Die Projektergebnisse wurden inklusive weiterführender Lösungsansätze in ein online verfügbares KV-Praxishandbuch überführt, das zum kostenfreien Download zur Verfügung steht.

Das Forschungsprojekt

Das Forschungsprojekt »ReVeLa – Entwicklung und Evaluierung einer regionalen Verladeplattform zur Nutzung von KV-Terminals in Randlagen von Metropolregionen« wurde von 2020 bis 2022 durchgeführt und über die AiF im Rahmen des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Mehr Informationen zum Projekt.